Streaming – seit dem Buchdruck hat nichts sonst für so viele Veränderungs-Facetten im menschlichen Kultur- und Kommunikationswesen gesorgt.
Von Musik bis TV, von Game Play bis Sport-Übertragungen, von Kultur bis Bildung, von Entertainment bis zu Nachrichten. Streaming – das, für was es technisch steht, das, was es inhaltlich ermöglicht, hat die Medienwelt erdrutschartig verändert. Und verändert sie jeden Tag weiter.
Filme, Unterhaltungs-Shows, Musik, Nachrichten, Spiele, Live-Übertragungen, Hörbücher, Bilder, Ton- und Video-Aufnahmen in jedem nur denkbaren Format sind heute via Stream aus dem Internet abrufbar.
Die Streams finden ihr Publikum bspw. über speziell für das Streaming bestimmter Inhalte geschaffene Online-Plattformen wie Spotify, Netflix, YouTube, Twitch oder Playstation Now. Aber auch über Streaming-Ableger bereits seit langem bekannter Angebots-Kanäle von Inhaltsanbietern – den so genannten Mediatheken – von TV-Sendern wie ARD oder SRF, SKY, BBC oder HBO.
Technisch gesehen ist das Streaming von Inhalten eine logische Konsequenz aus den Möglichkeiten, welche die Technologien zur digitalen Verbreitung von visuellen, audiovisuellen und akustisch erfahrbaren, digitalen Inhalten über das Internet mit sich gebracht haben. Mit Streaming wurde das Konzept der Versendung eines Inhalte transportierenden Funk-Signals in das Online-Zeitalter übertragen. Ein Signal aus Kamera, Mikrofon und/oder Datenspeicher wird digital über den Sende-Rechner durch das Internet verschickt; der Empfangsrechner wandelt es in eine vor Ort abspielbare Datei um. Die eigentliche “Streaming-Revolution” in der Content-Verbreitung aber kam durch die überschallschnelle Weiterentwicklung von Datenspeichern und Datennetzwerken in die Welt.
Durch fortwährende High-Speed-Innovation, hin zu immer neuen Datenspeicher-Formaten, wurde es seit ca. den 1990ern kontinuierlich und eindrucksvoll immer einfacher auch sehr große Inhalts-Bibliotheken auf verhältnismäßig kleinem Raum zu speichern und von dort auch ständig einfachst, dauerhaft verfügbar zu halten. Das Zeitalter der ausschließlich digitalen Speicherung von zu Daten gewordenen Inhalten auf digitalen Servern begann. Aufwendig zugänglich zu haltende, Platz raubende, analoge Ton- oder Film-Archive mussten weichen. Die Folgen: Speicherplatz wurde immer billiger, die Daten-Center wuchsen, Economics Of Scale haben Datenspeicherung zur Commodity gemacht. Zeitgleich geschah dasselbe im Bereich der steigenden Datentransfer-Geschwindigkeiten.
Das Datenspeicherungs- und Versorgungs-Konzept, welches heute als Cloud Computing überall geläufig ist, wurde geboren. Zudem: In einem sich gegenseitig befruchtenden Quantensprung technologischer Entwicklung hielten Smartphones Einzug in den Massenmarkt.
Durch all das zusammen wurde Streaming als dominierendes, technisches Format der Content-Verbreitung in seiner heutigen Relevanz unaufhaltbar. Und als technisches Format wird es den Markt über kurz oder lang komplett übernehmen. Musik und Film kommen nun nicht mehr auf Disc oder Band zum Endkunden, sondern werden nun über Dateien direkt in die Wohnzimmer gestreamt.
Durch Streaming wurde ein neues, absolut direktes Verhältnis zwischen Sender und Empfänger geschaffen. Es war nun technisch sehr problemlos möglich, große, weltweit verteilte externe Datenlager mit nahezu unzähligen, weltweit verteilten Endgeräten in Echtzeit zu verbinden und über das Internet – hier vor allem auch das mobile Internet (WLAN, 3G, 5G, LTE etc.) – die jeweils gewünschten Informationen auf Abfrage direkt für den Nachfrager abzuspielen. Beim Streaming erfolgt dabei keine Wiedergabe einer komplett an einen Zielort übertragenen Datei (“Download”). Der Empfänger lässt sich vielmehr fortlaufend eine im ständigen Ping-Pong zwischen Sender und Empfänger abgeglichenen Information vor Ort darstellen. Eben ganz so, wie man als Mensch beim Beobachten eines Baches oder Flusses dem Strom (engl.: stream) des Wassers zuschaut. Mensch kann dabei über die Zeit große Mengen vorbeifließend beobachten, ohne jeden Zwang zur lokalen Speicherung des ganzen Volumens – egal ob nun Wasser oder zu konkreten Inhalten umgerechnete Daten.
Es ist nicht zuletzt dieser eben beschriebene, direkte Übertragungsprozess von Inhalten, auf Abruf direkt an den Konsumenten geliefert, der Streaming so attraktiv gemacht hat. Kein Warten, keine Vorbereitung. Einfach: “Platz nehmen! Los geht’s …” – Das Resultat: Rasante Wachstumszahlen bei den Serviceanbietern und eine grundlegende Verhaltensänderung wie Menschen jegliche Medien und Inhalte konsumieren.
Die einst schlicht durch das Verfügbarmachen des Sendesignals entstandene Monopolstellung der Radio- und TV-Sender ging dadurch für immer dahin. “Sender” bzw. Medien-Marken, die sich künftig nicht als Marken-Inhaber bzw. Anbieter bestimmter, exklusiver Inhalte präsentieren können, werden über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Über die Zukunft aller Programm-Marken entscheidet ab sofort schlicht die Qualität der Inhalte, zu denen die Kunden zu jeder Zeit unbeschränkten Zugang erwarten. Unabhängig bspw. von Sendeplätzen, Uhrzeiten, Tageszeiten oder Wochentagen.
Streaming kennt grundsätzlich keine Limitierung der Verfügbarkeit, keine Programmschemata, keine zwingend zeitlichen oder räumlichen Limitierungen. Selbst als “exklusiv” beschriebene Live-Streams unterliegen allenfalls in ihrem Moment der absoluten Aktualität einer zeitlichen oder räumlichen Beschränkung und sind zumindest prinzipiell in Folge aufgrund der digitalen Natur ihres Speicherformats weiterhin verschiedentlich verfügbar.
Die Beliebtheit von Streaming beim Publikum hat für die anbietenden Sender/Plattformen zudem eine weitere Herausforderung mit sich gebracht: Es ist wesentlich anspruchsvoller geworden ein attraktives Programm anzubieten. Denn: Die non-lineare Angebotsstruktur gibt Zeitfüller-Materialien wie Wiederholungen oder halbgaren “News”-Beiträgen keine wirklich relevante Chance. Niemand muss mehr bestimmte Programmteile abwarten, um zum gewünschten Inhalt zu kommen. Was nicht gefällt wird vielmehr – ruck-zuck! – einfach weggeklickt.
Noch nie zuvor standen den Menschen damit so viele Angebote der Unterhaltung und Information gleichzeitig so einfach erreichbar zur Verfügung wie heute, im Zeitalter des Streamings. Und dennoch wird gerade jetzt die Qualität des Angebots immer wichtiger. Weil es für viele Menschen immer klarer wird, dass die persönliche Lebenszeit der grösste limitierende Faktor bei der Auswahl der Inhalte ist.
Und wer will schon seine Zeit mit schlechter Unterhaltung oder uninteressanter Information vergeuden.